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Was sind ETF Fonds – eine Blackbox, die es in sich hat

Immer mehr Menschen interessieren sich für Blackbox ETF Fonds. Wie bei allen neuen Anlageprodukten gibt es auch hier Vor- und Nachteile, die du als Investor berücksichtigen solltest. Nachfolgend erfährst du wertvolles Grundlagenwissen rund um das Thema ETF Fonds.

Was ist ein ETF Fonds?

Vereinfacht gesagt sind im ETF Fonds die Vorteile von einem Indexfond mit denen von einzelnen Aktien kombiniert. Da der ETF Fonds auf der Grundlage eines Vergleichsindex basiert, lässt er sich genauso schnell und einfach handeln wie andere Wertpapiere. Dabei schütten ETF Fonds selbst Wertpapiere aus, die du im Anschluss kaufen kannst. Das bedeutet, dass du über die Wertpapiere, die ausgeschüttet werden, in die Performance des Fonds investierst und dein Geld nicht direkt dem Fond gibst.

Es gibt zwei Wege, wie ein ETF Fonds die entsprechenden Indizes abbilden kann. Er kann zum einen die in ihm enthaltenen Werte kaufen oder auch Absprachen mit der Bank treffen, die die entsprechende Rendite der Indizes versprechen. Da die teuren Gehälter für Analysten entfallen, deren Aufgabe es ist, einzelne Aktienwerte auszusuchen, können ETF-Fonds relativ günstig erworben werden.

In welche Indizes kann investiert werden?

Am stärksten verbreitet sind Aktienwerte, da den meisten Investoren Begriffe wie DAX oder Dow Jones vertraut sind. Es wäre jedoch ein Fehler, ausschließlich in Aktienindizes zu investieren, indem du dir einen ETF Fonds kaufst, der genau diese Indizes nachbildet. Wenn du nur in Aktienindizes investierst, schöpfst du nicht das ganze Potential eines ETF Fonds aus. Es gibt sehr viele Alternativen, wie du als Investor in ETF Fonds investieren kannst.

Momentan existieren ca. 4.400 verschiedene ET Fonds. Zu den größten Anbietern zählt der Investmentgigant Blackrock. Dessen Tochterfirma iShares verwaltet insgesamt 212,7 Milliarden Euro. Auch Lyxor ist mit verwalteten 37,1 Milliarden Euro eine Größe auf dem Markt. ETF Fonds bieten dir die Möglichkeit, zum einen breit in den Markt zu investieren, aber auch gezielt in bestimmte Märkte zu investieren. ETF Fonds ermöglichen dir, eine Anlagestrategie zu entwickeln, die sich exakt deinen Bedürfnissen anpasst.

Vor- und Nachteile eines ETF Fonds

Selbst wenn du als Investor nur wenig Kapital einsetzt, erreichst du eine breite Streuung. Diese Tatsache macht ETF Fonds extrem interessant. Du erhältst die gesamte Diversifikation des Fonds, selbst wenn du nur einen Anteil an einem ETF Fonds hast. Um dies zu veranschaulichen, dient folgendes Beispiel. Angenommen, du investierst dein Kapital in einen ETF Fonds, der den S&P 500 abbildet. Dies bedeutet, dass du zugleich in sämtliche der 500 Unternehmen investierst.

Neben der breiten Diversifikation ist ein weiterer Vorteil von ETF Fonds, dass sie relativ kostengünstig sind. Viele normale Fondsanbieter erheben hohe Gebühren, wodurch die Rendite verringert wird. Dagegen sind die Gebühren für ETF Fonds weitgehend überschaubar.

Beispiel

In der Tabelle unten siehst du die Gesamtkosten von ausgewählten verwalteten Fonds und ETF Fonds (Stand Januar 2017, Verkaufsprospekt). Dabei werden gewaltige Unterschiede deutlich. Besonders interessant für uns ist die „Total Expense Ratio (TER)“, welche die Gesamtkostenquote darstellt. Darin sind sämtliche Kosten inkludiert. Neben dem Ausgabeaufschlag werden auf die investierte Summe nämlich noch Verwaltungs- und Depotbankgebühren fällig.

min_Kostenvergleich

Die jährlichen Verwaltungskosten, die durch die TER abgebildet werden, sind deutlich geringer als die Kosten für aktiv verwaltete Fonds. Ein weiterer Vorteil ist, dass der Ausgabeaufschlag entfällt. Wenn 1000 € in verwaltete Fonds investiert werden, die einen Ausgabeaufschlag von 5 % haben, würde die Anlagesumme lediglich 950 € betragen. Ohne Ausgabeaufschlag könntest du die gesamten 1000 € investieren. Diese 50 €, die nicht in Fondsanteile investiert werden können, müssten natürlich ebenfalls durch die Fondsverwaltung erwirtschaftet werden. Nur so kann ein Vergleichsindex erzielt werden.

ETF Fonds sind ein relativ neues Anlageprodukt

Das relativ neue Anlageprodukt der ETF Fonds ist noch zu jung, um vorhersagen zu können, wie es in risikoreichen Zeiten funktionieren wird. Deswegen solltest du dir der möglichen Risiken bewusst sein. Angenommen, der Kurs rutscht stark ab und es ist nicht mehr möglich, Werte innerhalb des Index zu verkaufen oder zu kaufen. Dies könnte zu einer Handlungsunfähigkeit der ETF Fonds und somit zu erheblichen Verlusten führen, weil du diese schließen müsstest.

Ein besonderes Augenmerk solltest du auch darauf legen, wie die ETF Fonds die Indizes nachbilden. Viele gewichten diese gemäß der Größe und Marktkapitalisierung der Unternehmen, die darin abgebildet werden. Dies birgt die Gefahr, dass die vermeintliche Diversifikation, die ein ETF Fonds bietet, überschätzt wird. Angenommen, du hältst einen ETF Fonds auf den DAX. Das bedeutet, dass du ein Viertel deines Kapitals in die Unternehmen Siemens, Bayer und BASF investierst. Doch wie reagieren ETF Fonds auf eine Krise? Darüber gibt es noch keine verlässlichen Erfahrungswerte. Zwar gab es seit der Einführung durchaus schon kritische Phasen, aber mittlerweile sind viel mehr ETF Fonds auf dem Markt und die Beliebtheit wächst stetig. Du solltest dir also über das Risiko im Klaren sein, dass entsteht, wenn ETF Fonds in eine Krise geraten.

Lass dich nicht von vermeintlich niedrigen Kosten täuschen

Wichtig zu wissen ist auch, dass die vermeintlich geringen Kosten eines ETF Fonds noch nicht die gesamte Wahrheit abbilden. Es gibt einen sogenannten „Tracking Error“, also einen Nachbildungsfehler. Dieser stellt den durchschnittlichen Kursunterschied des ETF Fonds zum Vergleichsindex dar. Nehmen wir einmal an, der db X-trackers MSCI World ETF Fonds steht am Ende des Jahres bei 100 Punkten und der MSCI World bei 101 Punkten. Ein Unterschied von einem Prozent klingt zwar zunächst unbedeutend, stellt aber dennoch eine Unterschreitung der ursprünglich angedachten Marktrendite dar. Diese Summen sollten zu den Kosten addiert werden, die in diesem Fall nicht mehr 0,45 Prozent betragen würden, sondern 1,45 Prozent. Achte also darauf, dass du auf deinen ETF Fonds auf die TER einen Nachbildungsfehler aufschlägst.

ETF Fonds – was du wissen solltest

Auch wenn du jetzt die Risiken von ETF Fonds kennst, so stellen sie trotzdem ein kostengünstiges Mittel dar, um verschiedene Märkte abzubilden und auch bei kleinen Anlagesummen für eine Diversifikation der Anlagesumme zu sorgen. Da ETF Fonds sehr liquide sind, wird eine Beteiligung am allgemeinen Wachstum des Marktes ermöglicht. Obwohl ETF Fonds durchaus eine gute Anlagemöglichkeit sind, gibt es auch Nachteile.

Es stimmt zwar, dass der ETF Fonds unmittelbar am Markterfolg teilnimmt und eine durchschnittliche Rendite von 8 % erhält. Lass dich jedoch von dem Wort „durchschnittlich“ nicht täuschen. Um eine hohe Rendite zu erwirtschaften, brauchst du Geduld, da der Markt kurzfristig hohen Schwankungen unterliegt. Im Jahr 2008 rutschte der DAX beispielsweise um mehr als 40 Prozent ab. Angenommen, du hättest damals 10.000 Euro in einen DAX ETF Fonds investiert, wären davon nur noch 6.000 Euro übrig geblieben. Ein Verlust von 4.000 Euro kann durchaus wehtun.

Halte Kursschwankungen aus

Du benötigst ein gutes Nervenkostüm, um solche Kursschwankungen auszuhalten. Im Normalfall erholt sich der Markt relativ schnell und bereits 2009 zeigte der DAX einen Kursanstieg von ungefähr 29 Prozent an. Diese Zeitspanne musst du aber trotzdem durchhalten. Wenn du nicht mehr mit ansehen kannst, wie dein Vermögen sinkt, und du in einer Krise den ETF Fonds verkaufst, musst du damit leben, dass du deine Rendite auf Jahre verspielt hast. Um auf seinen alten Stand zu kommen, muss ein Aktienunternehmen, deren Kurs einmalig um 50 Prozent gesunken ist, eine Kurssteigerung von 100 Prozent erhalten. Diese Tatsache gilt auch für ETF Fonds. Werden Fonds aktiv verwaltet, können Ausschläge nach unten jedoch gut abgefedert werden.

Wie hoch ist das Risiko, dass du mit deiner Rendite einkaufst? Du entscheidest, ob du mehr Rendite möchtest, dafür aber auch größere Schwankungen in Kauf nimmst, oder aber umgekehrt. Eine niedrigere Rendite kann eine geringere Volatilität bedeuten, was zu einem ruhigeren Schlaf beitragen kann. Im Idealfall entscheidest du dich für das Beste aus beiden Welten. Konkret bedeutet dies, dass du dein Geld zum einen in aktiv verwaltete Fonds investiert, zum anderen aber auch in ETF Fonds. Bei einem aktiv verwalteten Fonds ist das Risiko von Schwankungen vermindert. Darüber hinaus kannst du dir beim ETF Fonds sicher über die Marktrendite sein. Grundsätzlich ist es ratsam, verschiedene Finanzinstrumente zu haben, damit du das normale Auf und Ab im Markt bestmöglich ausgleichen kannst.

Fazit ETF Fonds

Als privater Anleger kannst du dir mit Hilfe von ETF Fonds bereits mit kleinen Beträgen ein breit diversifiziertes Portfolio für wenig Geld aufbauen. Du kannst aus weltweit ca. 4.400 ETF Fonds die wählen, die für dich am gewinnträchtigsten sind. Umkehrt bedeutet das Investieren in ETF Fonds aber auch, Schwankungen des Marktes gelassen hinzunehmen. Da ETF Fonds ein junges Anlagemittel darstellen, ist das Risiko noch nicht abschließend geklärt. Ein ETF Fonds verfügt in der Regel über weniger Cash-Reserven als ein normaler Investment Fonds. Deswegen gibt es auch keine Absicherung für Panikverkäufer.

Vielleicht kennst du diese von normalen Fonds. Dort werden Anleger, die ihren Anteil zurückgeben wollen, in der Regel ausbezahlt. Ein ETF Fonds unterliegt auch keiner Sperrfrist für Verkäufe. Du musst dir darüber im Klaren sein, dass ein großer Teil des Geldes auf dem Finanzmarkt in ETF Fonds angelegt ist. Durch die fehlenden Sicherheitsmechanismen stellen sie eine potentielle Gefahr für den Markt als Ganzes dar. Es ist durchaus möglich, dass Panikverkäufe zu einem stärkeren Absacken der Aktienkurse führen, als es ohne die Entstehung von ETF Fonds passiert wäre.

Alles in allem stellen ETF Fonds eine gute Anlagemöglichkeit dar, wenn du die Risiken in deine Anlagestrategie mit einbeziehst. Die weite Diversifikation zu geringen Kosten sind ein wichtiges Argument für ETF Fonds. Wenn du mehr über dieses Thema wissen möchtest und Begriffe wie replizierende ETFs, synthetische ETFs, Sampling Verfahren, Sponsor, Kurspfleger und Trägerportfolio noch Fremdwörter für dich sind, empfehle ich dir mein Buch: Entspannt investieren in ETFs und ETCs.

Erik Renk
27. Februar 2017

Diskussion und Feedback

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2 Kommentare

  1. David J

    Wieso sollen ETF eine Blackbox sein die gängigen Indices sind alle bis auf die kleinste Position bekannt – bei den “konstruierten” sind zumindest die grössten Positionen bekannt oder ist dies nur eine Schlagzeile zum Aufmekrsamkeit zu erregen

    Antworten
    • Erik Renk

      Hallo David,

      vielen Dank für dein Kommentar. Ich gebe dir zum Teil recht. Das Ergebnis eines ETF’s können viele Menschen einschätzen. Wenn es sich beispielsweise um ein ETF handelt der den DAX nachbildet und voll replizierend ist. Wenn man dann noch weiß was der Tracking Error ist kann man gut einschätzen ob der ETF seine Arbeit gut macht. Trotzdem haben die wenigsten von einem Kurspfleger gehör oder einem Trägerportfolio. Bei der Blackbox ging es also mehr um die Funktionsweise wie der ETF die Kurse bildet und welche Handlungen unternommen werden (Swaps) um den Kurs nachzubilden.

      Beste Grüße,

      Erik

      Antworten

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